Eulenspiegel in Mölln

Eine traditionsreiche Geschichte

Entdecke die faszinierende Geschichte von Till Eulenspiegel in Mölln!

Mölln hat eine traditionsreiche Verbindung mit dem legendären Narren Till Eulenspiegel, und wir möchte dir gerne einige spannende Einblicke geben.

Bereits seit Jahrhunderten ist Mölln untrennbar mit Till Eulenspiegel verbunden. Der Stadtarchivar Christian Lopau hat in einem aufschlussreichen Aufsatz (erschienen in "Lauenburgische Heimat - Zeitschrift des Heimatbund und Geschichtsvereins Herzogtum Lauenburg e.V., Heft 203, März 2017, S. 8-31") die verschiedenen Darstellungen des Narren in Mölln beleuchtet.

Mit dem Erscheinen des ersten Eulenspiegelbuches im Jahre 1510/11 wurde Mölln als sein letzter Aufenthaltsort und Sterbeort bekannt. Schon im 16. Jahrhundert besuchten Reisende sein Grab, und Zacharias Conrad von Uffenbach berichtete 1710 von Besuchern im Rathaus, denen Eulenspiegels Kleider gezeigt wurden.

Der Leibhaftige Till Eulenspiegel

Der Tourismus setzte den schalkhaften Narren als Aushängeschild für den Kurort Mölln ein. Doch erst im frühen 20. Jahrhundert durfte jemand in die Rolle von Till Eulenspiegel schlüpfen und den Narren verkörpern.

Die ersten dokumentierten Auftritte des Narren in Mölln fanden 1908 beim "Lauenburgischen Heimatfest" statt. Ein Festzug mit historischen Kostümen war der Höhepunkt, und Till Eulenspiegel auf einem Esel bildete den abschließenden Teil des Zuges. Der früheste erhaltene Hinweis auf einen leibhaftigen Till Eulenspiegel, der durch die Straßen zog.

Paul Schur

1925

Ein Malermeister im Eulenspiegel-Kostüm 1925 trug Malermeister Paul Schuhr beim Verbandstag ein Eulenspiegelkostüm. Sein fröhliches Auftreten begeisterte Gäste aus Norddeutschland. Die Idee wurde weiterentwickelt: Paul Schuhr begrüßte als Eulenspiegel die Gästeschar zu Festen in Mölln. Seine Herzlichkeit prägte das Stadtbild für 20 Jahre. Berichte über seine Auftritte spiegeln die Wärme wider, mit der er Gäste empfing. Leider wurde er 1945 zum Volkssturm eingezogen und gilt seitdem als vermisst. Dennoch bleibt seine fröhliche Geschichte als Malermeister im Eulenspiegel-Kostüm ein strahlender Teil von Möllns Vergangenheit.

Robert Wendt

1925

Ein Eulenspiegel-Darsteller auf Reisen 1925 begab sich Robert Wendt als Eulenspiegel-Darsteller auf Tour durch Schleswig-Holstein, um Spenden für einen Sportplatz zu sammeln. Seine abenteuerliche Reise führte ihn durch viele Städte und Dörfer. Nach dieser Aktion kehrte er zurück und verstarb 1948 in Mölln.

Max Waschulewski

1946

1928 initiierte die NORAG die Eulenspiegel-Festspiele mit einem spektakulären Umzug, gefolgt von einer Gerichtsverhandlung auf dem Marktplatz. Till wurde zum Tode verurteilt, aber durch seine Weisheit freigesprochen, was die Bevölkerung begeisterte. Dieses Ereignis war legendär und führte zu einer Wiederbelebung der Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg. Max Waschulewski und Alfred Pantelmann prägten die Figur danach weiter.

Alfred Pantelmann

1949

Fritz Bülow

1950

Das Narrenjahr 1950 1950 wurde Till Eulenspiegel in Mölln zum Gedenken seines 600. Todesjahres aus dem Grabe geholt. Bürgermeister Michelsen rief zum „Kampf den Humorlosen“ auf. Fritz Bülow übernahm zahlreiche Auftritte als Eulenspiegel und warb sogar über die Stadtgrenzen hinaus für die Festspiele. Ein humorvoller Auftritt in Lübeck wurde von den „Lübecker Nachrichten“ festgehalten. Bülow sorgte für Unterhaltung und wurde wegen „groben Unfugs“ verhaftet. Das Narrenjahr 1950 war zweifellos ein erlebnisreicher Höhepunkt der Möllner Geschichte.

Gerhard Bartelt

1950

Der Narrenkönig Im Juni 1950 gewann Gerhard Bartelt den Narrenwettbewerb in Mölln. Als ehemaliger Schlosser und Maschinenbauschüler fand er in der Eulenspiegel-Rolle eine Notlösung nach anderthalb Jahren Arbeitslosigkeit. Neben seinen Narrenaktivitäten engagierte er sich für soziale Projekte. Trotz des Widerstands des Arbeitsamtes unterstützte Bürgermeister Franck Bartelt, der während der Festspielwoche die Gäste begeistert als Eulenspiegel begrüßte. Ein wahrer Held in Narrenklamotten!

Kabarettist Alexis

1950

Alexis – ein Tag als Till 1950 erlebten die Möllner einen unvergesslichen Höhepunkt, als Kabarettist Alexis als Till Eulenspiegel auftrat. Am 30. April begrüßte er die Gäste am Bahnhof. Sein kühner Sprung und humorvoller Gruß begeisterten die Menschen. Auf dem Marktplatz sorgte er für Narrenstreiche und verteilte Süßigkeiten. Brauereibesitzer Waechter erhielt im Ratssaal die Ehrendoktorwürde.

Günther Lüders

1950

In den 1950er Jahren erlebte Mölln eine Renaissance der Eulenspiegel-Festspiele. Das Stück "Eulenspiegel in Mölln" von Wolf von Niebelschütz wurde von Günther Lüders meisterhaft dargestellt. Seine Komik wurde von den Medien als "gallenbitter" beschrieben. Auch 1952 und 1957 fanden Festspiele statt, mit Stücken von Paul Schurek und Friedrich Hedler. Richard Münch und ein Ensemble aus Lübeck sorgten für bleibende Eindrücke. Trotz eines Skandals um eine kirchliche Jugendgruppe blieb die Beichtszene im Stück erhalten.

Helmuth Osterhof

1951

Helmuth Osterhof: Knappe Kassen und fröhliche Streiche Im Juni 1951 verkörperte Osterhof Till Eulenspiegel in Mölln auf Bürgermeisterwunsch, um der Stadt Prestige zu verleihen. Obwohl die Stadt wenig zahlte, hielt er die Figur für unschätzbar wertvoll. Seine Gage wurde später gekürzt, was er als unangemessen empfand. Trotz Protest trat er ab. Osterhof begrüßte über 75.000 Menschen und wurde als echter Möllner Botschafter geschätzt.

Richard Münch

1952

Eduard Ave

1953

Der unvergessliche Eulenspiegel Eduard Ave, geboren 1908 in Berlin, wurde in den 1950er Jahren als Till Eulenspiegel in Gretenberge bekannt. Sein Weg zur Rolle war nicht klar, doch Senator Zarmsdorf empfahl ihn für die Festspiele. Neben seinem Schauspiel war Ave auch technischer Kaufmann und Lehrer. Sein erster Auftritt als Eulenspiegel im Mai 1953 war leidenschaftlich. Ave repräsentierte Mölln mit Esprit und Humor. Sein Engagement endete 1964, aber sein Einfluss lebte weiter. Er starb 1997, ein vielseitiger Botschafter der Stadt.

Hermann Lenschau

1957

Adolf Gieselmann

1963

Intermezzo Leider gibt es keine Hinweise auf den Einsatz des Eulenspiegeldarstellers Adolf Gieselmann. Ein Porträtfoto aus dem Jahr 1963 vor dem Wasserturm bleibt ein mysteriöses Kapitel.
© Fotoarchiv der Stadt Mölln

Egon Nowél

1963

Die Bühne übernahm dann Egon Nowél (ab 1964). Nowél war Mitglied des Magischen Zirkels und wurde auch als Sportlehrer geführt.

Kurt Lempio

1965

Kurt Lempio (ab 1965) war nicht nur als Eulenspiegel aktiv, sondern auch im Botendienst der Stadt Mölln tätig.

Waldemar Ave

1969

Ein Vierteljahrhundert im Narrenkleid Waldemar Ave begeisterte Mölln von 1969 bis 1994 als Eulenspiegel. Hinter dem Kostüm steckte ein gelernter Klempner und Installateur, der auch bei der Kurverwaltung arbeitete. Seine Auftritte dokumentierte er akribisch und begrüßte nicht nur die Einheimischen, sondern auch Prominente. Politiker im Wahlkampf waren "tabu". Ave reiste weit, trat im Radio und Fernsehen auf und erhielt Auszeichnungen für seine Treue. Nach 4.300 Auftritten ging er 1994 in den Ruhestand. Sein Abschied war ein großes Fest mit Legenden aus anderen Städten. Ave starb 2000 im Alter von 64 Jahren, aber sein Erbe lebt in den Erinnerungen an 25 Jahre Narrenzauber weiter.

Mario Schäfer

1991

Ein zäher Bursche Die Kurverwaltung suchte ab 1989 einen Nachfolger für Waldemar Ave. Mario Schäfer, ein Schwimmmeister aus Thüringen, wurde 1990 aus 15 Bewerbern ausgewählt. Sein erster Auftritt war 1992. 1994 wurde er offiziell Eulenspiegel-Darsteller. Trotz Verletzung bei den Festspielen 1997 zeigte er Durchhaltevermögen. Schäfer betonte die Bedeutung von Kritik und Meinungsfreiheit. Er starb überraschend 2017 im Alter von 52 Jahren, hinterließ jedoch ein Erbe als engagierter Eulenspiegel-Darsteller und Demokratieverfechter.

Sven Kolb

2017

Ein Hesse erobert Mölln mit spiegelnder Unterhaltung Sven Kolb aus Linsengericht ist seit 2017 hauptberuflicher Till-Eulenspiegel in Mölln, eine Berufung, keine bloße Arbeit. Seine leidenschaftliche Hingabe zeigt sich in seinem einzigartigen Auftreten und seinen humorvollen, aber auch kritischen Sprüchen. Bei öffentlichen Auftritten spricht er aktuelle Themen an und bringt die Gäste zum Nachdenken. Kolb verkörpert nicht nur den Narren, sondern bereichert Mölln und darüber hinaus mit seinem Charme und seiner Kreativität.